1.5 Entstehung



Wenn man auf Schwedens höchsten Berg, dem Kebnekaise oder auch auf dem Gipfel des Ben Lomond im schottischen Hochland steht, kann man sich kaum vorstellen, dass diese Gebirgsstrukturen und Gesteine sich auf der anderen Seite des Atlantiks in den nordamerikanischen Appalachen fortsetzen - Es ist das Kaledonische Gebirge.

Vor 500 Millionen Jahre entstand diese Gebirgskette, die sich über viele tausend Kilometer von Spitzbergen bis zu den Appalachen erstreckte. Schon vor langer Zeit ist diese Kette abgetragen worden, in dem Gebiet bildeten sich jedoch immer wieder neue Gebirge. Alle großen Gebirgsketten werden an den Rändern der beweglichen Kontinentalplatten gefaltet und gehoben. Der horizontal gerichtete Druck beim Zusammenpressen der Platten verformt die Kruste und das darunterliegende Gesteinsmaterial des oberen Mantels. Während die obere, starre Kruste von den tektonischen Kräften in Bruchschollen zerlegt wird, kann das Gestein im tieferen Untergrund unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen beweglicher reagieren. Hier können die ursprünglich horizontal abgelagerten Sedimente nicht nur weiträumig verbogen, sondern auch wie ein Tischtuch in enge Falten gelegt werden.
Wenn nach dem Herausheben der Erdkruste die Faltenstrukturen durch Abtragung freigelegt worden sind, werden die Falten aus härterem Gestein als Höhenrücken herauspräpariert. Die weicheren Gesteine werden schneller ausgeräumt, dort bilden sich weite Täler. Bereits mit dem Beginn der Hebung nagt die Abtragung an Form und Höhe der Fijellregionen.


Beeiflussend für die heutige Form des Skandinavischen Gebirges ist jedoch vielmehr die Wirkung der Gletscher gewesen. Da dessen Spuren am deutlichsten zu sehen sind, betrachte ich die letzten Eiszeit (von 70.000 bis 10.000 v. Chr.):

Auf Europa wirkten die Eismassen aus zwei Richtungen:
  • aus Skandinavien (Weichsel-Kaltzeit)
  • aus den Alpen (Würm-Kaltzeit)
Ursachen für die Eiszeiten:
  • leichte Veränderungen in der Umlaufbahn der Erde
  • Änderung der Erdachsenneigung
  • Sinkender CO2-Gehalt in der Atmosphäre, was eine geringere Reflexion und damit weniger
    Absorption von Licht und Wärme zu Folge hatte. Damit sank die Temperatur um 6 bis 12 Kelvin (im Gegensatz zu heute) und dadurch kam es zur Inlandvereisung,
    die dann eine großräumige Vergletscherung auf der Erde auslöste
Die Ausmaße der europäischen Vergletscherung sind auf der Grafik unten zu erkennen.


Der aus Skandinavien kommende Gletscher trug dort Material ab, welches sich in der glazialen Serie Norddeutschlands wiederfindet.
Die durch das Eis entstandenen Landschaftsformen lassen sich THEORETISCH in zwei Kategorien einteilen:

Das Abtragungsgebiet Skandinavien
Gekennzeichnet durch Schären, Rundhöcker, Fjorde, Fjell und viele Seen. Am Untergrund erkennt man Spuren von Exaration (Ausschürfungen), Detraktion(Bruchstellen) und Detersion (Schleif- und Schrammspuren).
Ablagerungsgebiet Norddeutsches Tiefland
Findlinge, Grundmoräne, Endmoräne, Sander, Urstromtal
(glaziale Serie)


Tatsächlich haben wir während unserer Studienfahrt im eigentlichen Abtragungsgebiet auch die gesamte glaziale Serie gefunden,
da in diesem Gebiet ständig bei kleinen Temperaturschwankungen Gletscher das Gelände durchzogen

Mehr dazu gibt es unter Studienfahrt

weiter zu 2.1 Karten und Luftbilder | zurück zur Startseite