Energierückblick 2020

Im Januar 2021 gab es einige Rückblicke in den Medien, die bisher erschienene Artikel inhaltlich tangieren, daher hier ein kurzes Update:

Windenergie Onshore

Am 28.01.2021 schreibt die Welt, dass die Windkraftbranche bereits vor Inkrafttreten des EEG 2021 die Talsohle durchschritten hat und sinngemäß das Geld verschwendet wird. Tatsächlich liefert die Seite auch eine anschauliche Grafik zum Thema, vergisst aber die Einordnung.

So werden im Artikel die Jahre 2016 und 2017 als Vorzieheffekte „entschuldigt“. Tatsächlich zeigt die Grafik eigentlich, dass von 2014 bis 2017 der Ausbau ernsthaft voran ging und auch das Repowering einen guten Beitrag leistete. Danach kam ein unverzeihlicher Einbruch infolge der Ausschreibungsverfahren, von dem sich die Ausbauziele und, viel schlimmer, die Zielsetzungen bis heute nicht erholt haben.

Das genannte Ausbauziel von 1,5 GW pro Jahr ist absolut unzureichend und zementiert die verfehlte Politik der letzten Jahre, die entsprechenden roten Ergänzungen in nachfolgender Grafik sollen das noch einmal hervorheben.

Das Doppelte dessen wäre eine angemessene Zielmarke, welche an die Flächenprobleme und juristische Hürden angepasst ist. Und das reicht auch nur, wenn dafür der Offshore-Bereich deutlich dynamischer wächst, wovon er aktuell meilenweit entfernt ist.

Übrigens: China meldete gerade einen Neubau von 45GW für das letzte Jahr, Tendenz steigend. Das entspricht pro Kopf auch knapp dem Doppelten…

Grafik von welt.de mit Zahlen des BWE. Ergänzungen in rot & grün von pro3d.d.de

Dunkelflaute

In meiner Abschätzung zur Speichergröße bei Duntelflaute hatte ich mir den 23.01. als schwächsten Tag der EE-Erzeugung ausgewählt. Dort hat mich die Realität eingeholt, es gab jetzt mehrere schlechtere Einzeltage.

Die wiederum könnte man mittels 5% mehr Speicher wohl auffangen. Das eigentliche Problem liegt in den Nachbartagen, die ebenfalls extrem schwach waren. Vom 26.11. bis 02.12. hat man sogar eine zusammenhängende Woche mit überwiegend sehr schlechten Tagen.

Das Speicher- & Reservekonzept braucht also nochmal eine inhaltliche Überarbeitung mit konkreten Tageslastgängen.

Neue Negativrekorde in der Dunkeflaute. Datengrundlage: energy-charts.de

EE-Rekord 2020 mit >50% Stromzeugung!

Eine besonders erfreuliche Meldung war die Hochrechnung von Agora + Ember, dass 2020 Wind & Sonne (38%) in der EU erstmals mehr Strom erzeugt haben als Kohle & Gas (37%).

Man stellt aber auch dort fest, dass die Anstrengungen beim Zubau ungefähr halb so hoch sind wie nötig

Nun aber zur Situation in Deutschland: Hier sind erstmals die 50% Strom aus Erneuerbaren Energien geknackt worden, genauer: ca. 50.7% der Nettostromerzeugung. Seit August ist damit der Wert um dreieinhalb Prozentpunkte gesunken, was aber auch an einem auslaufenden Corona-Effekt im zweiten Halbjahr liegt. Seit August war der Stromverbrauch annähernd auf Vorjahresniveau.

Im Jahresvergleich sieht man übrigens einen Rückgang des Stromverbrauchs um etwa 5%, was vor allem zu Lasten der Kohlkraftwerke ging. Der Primärenergieverbrauch sank laut AG Energiebilanzen gar um 8,6% (Halbjahresstand war hier 8,8% und die Gesamtjahresprognose lief bei 7-12%) gegenüber einem statistischen Erwartungswert von ca.1,4%. Zwar hat die Braunkohle einen Teil ihrer massiven Verluste des ersten Halbjahrs noch auffangen können, ist aber auf dem verdienten Weg in die Bedeutungslosigkeit.

Der Stand der Erneuerbaren Energien liegt beim Primärenergieverbrauch 2020 bei 16,8% (Vorjahr 14,9%).

HGÜ nach Norwegen steht

Lange ist sie gebaut worden, nun ist sie endlich in Betrieb – die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) NordLink von Deutschland nach Norwegen. Sie hat mit einer Kapazität von 1,4 GW die Möglichkeit, etwa 2% des gesamten deutschen Strombedarfs zu decken, wenn es hier zu einer Unterversorgung (siehe oben) kommen sollte. Umgedreht ist in heißen Sommerwochen das Angebot an Solarstrom bei uns hoch und das Angebot an Wasserkraft und Wind in Norwegen geringer, sodass die Leitung in der anderen Richtung arbeiten kann.

Norwegen hat europaweit mit Abstand die höchsten ungenutzten Potentiale für neue Wasserkraftwerke und Pumpspeicher an bestehenden natürlichen Wasserreservoirs. Diese werden aus naturschutzpolitischen Gründen nur sehr zaghaft erschlossen. Allerdings wird die Windkraft am Atlantik massive ausgebaut, sodass die Wasserkraftwerke statt der bislang fokussierten Grundlast zukünftig viel mehr Regellast liefern können. Dafür braucht es eine sanfte Erhöhung der Turbinenleistung und fertig ist Europas einzigartiger Öko-Stromspeicher.

Seit über 10 Jahren in Betrieb ist das niederländische Pendant dazu mit halber Leistung und hinzukommen soll mit GerLink ein Zwilling zu NordLink mit ebenfalls 1,4 GW. Die Hochspannungsnetze zwischen Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen werden ebenfalls gestärkt, sodass Skandinavien einen erheblichen Beitrag zur europäischen Energiewende leisten wird.

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