Gamechanger der Energiewende

Das Haus dämmen, LED-Beleuchtung, weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen – sind das die großes Schritte? Das klingt vor allem nach Einschränkungen – viel besser funktionieren GameChanger. Das sind Maßnahmen, durch deren Einführung systemische Vorteile und Verstärkungsmechanismen entstehen. Sie sind oft disruptiv und wenn sie aktiv verwendet werden, bringen sie Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit gleichermaßen weiter.

Die ersten Gamechanger-Ideen

  1. Massive Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene mittels zeit- und streckenabhängig erhöhter Maut. Dadurch reduzieren sich Staus, Verschleiß, Unfälle und der Investitionsbedarf für Autobahnausbau. Zudem ist das der schnellste Weg zur Elektrifizierung des Gütertransports.
  2. Baurechtsänderung im Brandschutz zu Gunsten eines massiven Wachstums des Holzbaus. Daraus ergäbe sich eine neuer Industriezweig, seit Jahren unverkäufliche Industrieholzbestände (Orkanbruch, Borkenkäfer, Dürrestress) verarbeiten könnte. Die dadurch entstehenden Bauten sind baubiologisch gesünder, günstiger, speichern CO2, verbrauchen viel weniger graue Energie als Betonbauten, lassen sich modular außerhalb beengter Innenstädte vorfertigen, sind viel schneller baubar, schaffen witterungsunabhängige Jobs und lösen den Wohnraummangel viel schneller. Beim Blick nach Skandinavien, Österreich und der Schweiz sieht man, dass die dazugehörige Logistikkette viel stärker über die Schiene funktionieren kann, was uns zu Punkt 1 zurückbringt.
  3. Digitalisierung von Behörden (eBürger). Andere Länder machen es seit 20 Jahren vor, wir in Deutschland schreiben auf jedes Formular für jedes Amt händisch alle Daten und schleppen Belege durch die Bürokratie. Ein clever organisiertes Verwaltungssystem mit einem eBürger spart Unmengen Papier, Zeit und Personal, was dringend für andere öffentliche Aufgaben gebraucht würde. Es würde ein Großteil der Wege entfallen, die jetzt für diverse Behörden nötig sind, das spart Ressourcen und entlastet alle Verkehrsträger. Zudem sind die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung viel eher in der Lage, den nächsten Punkt zu nutzen:
  4. HomeOffice hat uns in Corona-Zeiten gezeigt, dass sehr viele der täglichen Arbeitswege entbehrlich sind. Dafür braucht es clevere Organisationsformen, Digitalisierung von Unternehmen und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen. Die Ersparnisse sind enorm, aber noch gewaltiger können die sozialen Aspekte sein: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, überhaupt der Zugang zum Arbeitsmarkt.
  5. Solarausbau mittels Floating-PV, also auf dem Wasser schwimmende Pontons mit Solarmodulen. Insbesondere auf großen Gewässerflächen (Mecklenburger und Holsteinische Seenplatte, Tagebauseen in Lausitz/Leipzig/Rheinischen Revier, Mittelgebirgstalsperren, Altarme, Bodensee) ist das Potential dafür riesig. Man benötigt keine zusätzlichen Flächen, reduziert die Verdunstung der Oberflächengewässer (gerade in den Sommern 2018/2019/2020 ein gewaltiges Argument), durch die konstanten Temperaturen / Wasserkühlung erzeugen die PV-Anlagen im Sommer mehr Strom, lassen sich unproblematisch reinigen und halten wahrscheinlich länger. Zudem lässt sich der Prozess gut modularisieren, sodass in den strukturschwachen großen Seengebieten eine langfristige Beschäftigungswirkung entfaltet wird. Insbesondere flache Gewässer heizen sich durch die Verschattung weniger auf, sodass ein biologisches Umkippen infolge klimatischer Veränderungen verhindert werden kann.
  6. Elektromobilität als Speicherlieferant. Die Rechnung zur Nutzung der Elektrofahrzeuge geht ungefähr so: „Wenn ich von 1Mio. Elektro-PKW nur xx% der Batterieladung für Netzausgleichsprozesse benutzen kann, stehen mir xx GW positive und negative Regelleistung zur Verfügung. Stimmt. ABER viel entscheidender ist, dass die Akkus in Fahrzeugen ausgewechselt werden, wenn sie eine bestimmte Ermüdung erreicht haben, also beispielsweise bei noch 70% Restkapazität, wie das in einigen Batterieleasingmodellen vorgesehen ist. Setzen wir mal 5 Jahre durchschnittliche Lebensdauer an – dann habe ich pro Jahr 13% der E-Fahrzeug-Flotte als Zusätzlichen Kurz-/Mittel- und Langfristspeicher zur Verfügung. (20% x 70% Restladung x 90% wegen Kapazitätseinbuße pro Jahr). Und die darf ich als Netzbetreiber nicht nur zu xx% laden/entladen, sondern komplett. Nach ein paar Jahren dürfte das neben der Regelleistung die Absicherung für Dunkelflauten sein. Ganz nebenbei wäre so auch das Recycling der Altakkus für viele Jahre geklärt. Auch hier lohnt eine clevere Logistik: Wenn man einmal einen Bestand von 30 Mio. Elektro-PKW/Lieferfahrzeugen erreicht hat, fallen pro Jahr 6Mio. gebrauchte Akkus an mit einem Gesamtgewicht von >1.000.000 Tonnen. Das sind 50.000 Sattelschlepperfahrten oder besser nur knapp tausend Güterzüge.

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